Der Rahmenkredit, auch Abrufkredit genannt, ist eine sehr beliebte Alternative zum Dispokredit. Mit einem Abruf- bzw. Rahmenkredit hast du flexiblen Zugriff auf einen Kreditrahmen, ähnlich wie mit einem Dispokredit. Du kannst den Kredit auch genauso flexibel zurückzahlen. Bei einem Abrufkredit fallen dafür in der Regel Zinsen an, welche mit einem Ratenkredit vergleichbar sind und somit deutlich unter den Zinsen des Dispo liegen.
Wie funktioniert ein Abrufkredit / Rahmenkredit?
Im Grunde funktioniert ein Abrufkredit wie ein externes Kreditkonto. Dir wird ein bestimmter Kreditrahmen zur Verfügung gestellt. Zinsen zahlst du darauf nicht. Du kannst dir jederzeit einen beliebigen Betrag auf dein Girokonto überweisen. Auf diese Summe zahlst du den vereinbarten Zinssatz. Wenn du beispielsweise einen Abrufkredit über 10.000 Euro hast und dir davon 1.500 Euro auf dein Girokonto überweist, werden dir nur auf die 1.500 Euro Zinsen berechnet.
Ein weiterer Vorteil ist, dass du den Kredit flexibel zurückzahlen kannst. Du entscheidest selbst, wieviel du wann zurückzahlst. In der Regel gibt es aber eine monatliche Mindesttilgung, welche meistens im Bereich von einem bis zwei Prozent der Maximalkreditsumme liegt. In dem Beispielsfall wären monatlich 100 bis 200 Euro fällig. Allerdings gibt es große Unterschiede. Bei einigen Banken greift ein vorher festgelegter Rückzahlungsplan, andere Banken geben sich schon mit der Zahlung der Zinsen zufrieden. Wieder andere Banken fordern monatlich einen bestimmten Prozentsatz der in Anspruch genommenen Kreditsumme.
Deinen Abrufkredit kannst du bei einer beliebigen Bank aufnehmen, eine Bindung an die Bank, bei der du dein Girokonto hast, gibt es nicht. Dadurch hast du die Freiheit, alle Angebote zu vergleichen und den für dich besten Rahmenkredit aufzunehmen, ohne die Bank wechseln oder ein zusätzliches Konto eröffnen zu müssen.
Rahmenkredit vs. Dispokredit
Genau wie der Dispokredit kannst du deinen Rahmenkredit flexibel in Anspruch nehmen. Ein Vorteil des Abrufkredits ist seine Unabhängigkeit vom Girokonto. Der Dispositionskredit steht dir jederzeit zur Verfügung. Wenn du mehr Geld ausgibst als du auf dem Konto hast, nimmst du automatisch deinen Dispo in Anspruch. Das kann zu sorglosem Umgang mit deinem Geld führen, denn mit dem Dispo kannst du dein Konto einfach mal eben überziehen.
Mit einem Rahmenkredit kann dir das nicht passieren. Wenn du das Geld oder einen Teil davon ausgeben möchtest, musst du dir die Summe zunächst auf dein Girokonto überweisen. Durch die bewusste Überweisung hast du dein Geld besser unter Kontrolle und kannst dich nicht wie beim Dispo „schleichend“ verschulden.
Ein weiterer Vorteil eines Abrufkredits gegenüber eines Dispokredits ist die niedrige Verzinsung. Die Zinsen liegen meistens im mittleren einstelligen Bereich, wohingegen die Dispozinsen gerne mal im zweistelligen Bereich liegen.
Der Rahmenkredit hat allerdings nicht nur Vorteile. Wenn du gerade richtig knapp bei Kasse bist ist es ein Vorteil, dass du bei deinem Dispokredit keine Tilgungsraten hast. Es fallen zwar weiterhin Zinsen an, sodass deine Schulden weiter wachsen, dafür musst du aber keine bestimmte Summe zusammensparen, um eine Kreditrate zurückzuzahlen. Die Mindestraten sind beim Rahmenkredit zwar nur selten besonders hoch, aber wenn es ganz dicke kommt, können 100 oder 200 Euro Tilgungsrate sehr viel Geld sein.
Rahmenkredit vs. Ratenkredit
Auch im Vergleich mit dem Ratenkredit hat der Rahmen- bzw. Abrufkredit diverse Vorteile. Einer der wichtigsten Vorteile ist auch hier seine Flexibilität. Beim Ratenkredit zahlst du über einen bestimmten Zeitraum hinweg monatlich jeweils eine festgelegte Summe zurück. Häufig sind auch kostenfreie Sonderrückzahlungen möglich, die Flexibilität eines Abrufkredits hast du dort aber trotzdem nicht. Deinen Abrufkredit zahlst du flexibel zurück. Du hast eine Mindestsumme, die du monatlich zurückzahlen musst. Darüber hinaus kannst du aber jederzeit beliebige Summen auf dein Kreditkonto überweisen.
Außerdem kannst du einen Ratenkredit nicht flexibel aufnehmen. Du musst einen Kredit in fester Höhe beantragen. Die Summe bekommst du direkt ausgezahlt. Bei einem Rahmenkredit bekommst du einen flexibel verwendbaren Kreditrahmen. Du nimmst einen Kredit auf, für den du keine Zinsen bezahlst. Wenn du Geld brauchst, kannst du dich bis zur vereinbarten Summe an deinem Rahmenkredit bedienen und zahlst nur für das verwendete Geld Zinsen.
Solltest du zum Beispiel mit einem Ratenkredit die Renovierung deiner Küche bezahlen wollen, musst du mit dem Geld auskommen. Bei einem Rahmenkredit kannst du dir jederzeit mehr Geld leihen, wenn das Vorhaben aus irgendeinem Grund doch teurer werden sollte als gedacht. Andersherum kannst du eine eventuell nicht benötigte Restsumme gleich wieder zurückzahlen.
Bei einem Rahmenkredit ist es zudem egal, wofür du das Geld verwendest. Eine Zweckbindung gibt es nicht. Das bringt jedoch den Nachteil mit sich, dass du manchmal mehr Zinsen bezahlst, als du müsstest. Möchtest du dir von dem Geld ein neues Auto kaufen, ist ein Autofinanzierungskredit wahrscheinlich die günstigere Option.
Wann ist ein Rahmenkredit sinnvoll?
Ein Abrufkredit ist immer dann sinnvoll, wenn du eine flexible Geldreserve benötigst. Das kann zum Beispiel sinnvoll sein, um dich gegen spontane Kosten abzusichern. Es kann zum Beispiel immer vorkommen, dass dein Kühlschrank den Geist aufgibt. In diesem Fall brauchst du schnell Ersatz. Wenn du das Geld gerade nicht über hast, kannst du es dir von deinem Abrufkreditkonto überweisen. Du könntest dein Girokonto auch überziehen und deinen Dispokredit beanspruchen, allerdings würdest du wohl deutlich höhere Zinsen zahlen müssen.
Der Rahmenkredit ist auch sinnvoll, wenn du größere Anschaffungen vornehmen möchtest und dir sicher bist, dass du das Geld innerhalb relativ kurzer Zeit wieder zurückzahlen können wirst. Ein Ratenkredit mit langer Laufzeit wäre unterm Strich wahrscheinlich teurer.
Einen Rahmenkredit kannst du auch zur Umschuldung verwenden. Wenn du zum Beispiel hohe Disposchulden hast, kannst du den Dispokredit mit einem Rahmenkredit ablösen. Den Rahmenkredit musst du zwar auch zurückzahlen, allerdings sind die Zinsen deutlich niedriger, sodass die Rückzahlung der Kreditsumme im Endeffekt günstiger ist.
Praktisch ist ein Abrufkredit auch als Puffer für Anleger. Wenn du dein Geld beispielsweise in einem ETF-Sparplan angelegt hast, kannst du jederzeit Anteile verkaufen und kommst schnell an dein Geld heran. Nun kann es sein, dass du genau zu einem Zeitpunkt Geld brauchst, an dem der Kurs gerade im Keller ist. Mit einem Verkauf würdest du viel Geld verlieren. In vielen Fällen ist es besser, das Geld aus dem Abrufkredit zu nehmen, anstatt größere Verluste in Kauf zu nehmen.
Was ist bei einem Rahmenkredit zu beachten?
Bei einem Rahmenkredit kommt es wie bei jedem Kredit primär auf den Zinssatz an. Der Zinssatz sollte natürlich so niedrig wie möglich sein. Beim Abrufkredit ist der Zinssatz in der Regel flexibel und orientiert sich am Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB). Wenn die EZB den Zinssatz erhöht, erhöhen sich auch die Zinsen deines Rahmenkredits. Aus diesem Grund solltest du dir im Vorfeld Gedanken machen, wofür du das Geld benötigst und vor allem, über welchen Zeitraum du den Kredit zurückzahlen möchtest.
Wenn du für die Tilgung mehr als 12 Monate veranschlagst, ist ein Rahmenkredit mit festem Zinssatz eine gute Idee. Diese Kredite sind möglicherweise etwas teurer, aber dafür läufst du nicht Gefahr, im Falle einer Zinsanhebung plötzlich noch mehr bezahlen zu müssen. Beim Kreditvergleich solltest du außerdem skeptisch gegenüber scheinbar sehr guten Angeboten sein. Viele Banken locken Neukunden mit Aktionszinsen an. Diese liegen teils deutlich unter dem regulären Zinssatz. In der Regel gelten die niedrigen Zinsen jedoch nur für zwei bis sechs Monate, anschließend gilt der teurere normale Zinssatz.
Du solltest ebenfalls darauf achten, wie du den Kredit zurückzahlen kannst. Manche Banken geben sich zufrieden, wenn du einfach nur die monatlichen Zinsen zurückzahlst, andere Banken haben feste Tilgungsraten oder eine Mindestrückzahlungsrate. Du musst für dich selbst entscheiden, welches Modell für dich am besten geeignet ist. Schulden sollte man stets so schnell wie möglich zurückzahlen. Wenn du immer nur die Zinsen zurückzahlst, verbessert sich die Situation langfristig nicht.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Gebührenfrage. Bei Rahmenkrediten fallen manchmal „versteckte“ Kosten an, beispielsweise Gebühren für Überweisungen. Lies die Geschäftsbedingungen aufmerksam durch, um solche Gebührenfallen umgehen zu können.
Wie finde ich einen guten Rahmenkredit?
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlichster Rahmenkredite. Du kannst natürlich bei allen möglichen Banken anfragen und dir Angebote oder Produktbroschüren zukommen lassen, welche du dann gründlich miteinander vergleichst. Oder aber du sparst dir viel Zeit und Mühe, indem du einen Online-Kreditvergleich durchführst. Ein Kreditvergleich im Internet ist für dich kostenlos. Wenn jemand Geld für die Nutzung eines Vergleichsrechners oder die Kreditvermittlung möchte, solltest du dir schnell einen anderen Rechner suchen.
Um die besten Abrufkredite zu finden, musst du nicht viel tun. Im Regelfall musst du höchstens die gewünschte Kreditsumme angeben und schon bekommst du eine Liste mit allen Angeboten, die für dich infrage kommen. Allerdings sei angemerkt, dass ein Vergleichsrechner nur die Angebote anzeigen kann, die in seiner Datenbank vorhanden sind. Es ist durchaus möglich, dass es weitere Rahmenkredite gibt, welche noch besser sind, als der beste, den der Rechner dir anzeigt.
Wenn du dich für einen Abrufkredit entschieden hast, kannst du ihn gleich online beantragen. Denke nur daran, dass es keine Garantie gibt, dass du deinen Rahmenkredit zu den angegebenen Konditionen auch wirklich bekommst. Auch beim Rahmenkredit wird deine Bonität überprüft. Je besser deine Bonität, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Bank dir den Kredit mit einem niedrigen Zinssatz anbietet.