Wenn du einmal mehr Geld benötigst, als du gerade zur Hand hast, kannst du einen Kredit aufnehmen. Solltest du keinen Kredit von deiner Bank bekommen oder wollen, kannst du unter Umständen auch einen Privatkredit aufnehmen. Du leihst dir das Geld “einfach” bei Freunden, Verwandten, deinem Arbeitgeber oder sonstigen Privatpersonen. Wir verraten dir hier, wann sich ein Privatkredit lohnt und was du beim Geld leihen von einer Privatperson beachten solltest.
Anmerkung: Banken vergeben Ratenkredite für private Zwecke bzw. an Privatpersonen. Solche Kredite werden häufig als Privatkredite bezeichnet. Gemeint ist damit ein Kredit von einer Bank für Privatpersonen. Das Wort Privatkredit wird gemeinhin auch für Kredite von Privatpersonen verwendet. Sofern nicht anders ersichtlich, verwenden wir in diesem Text das Wort „Privatkredit“ im Sinne von „Kredit von Privatperson für Privatperson“.
Privatkredit: Vor- und Nachteile
Sich bei Freunden oder Verwandten Geld zu leihen hat diverse Vorteile gegenüber einem Bankkredit. Einer ist sicherlich, dass du das Geld ganz unkompliziert bekommen kannst, sofern du jemanden kennst, der das Geld hat und bereit ist, es dir anzuvertrauen. In der Regel kennt der Kreditgeber dich ja und vertraut darauf, dass du es ihm auch zurückzahlen kannst und wirst. Auf eine Bonitätsprüfung wird bei so etwas in aller Regel verzichtet.
Auch hohe Zinssätze sind allgemein unüblich. In den meisten Fällen wird der Kredit als Freundschaftsdienst angesehen, frei nach dem Motto „zahl es mir einfach zurück und wenn du mir unbedingt nicht nur mit Worten danken möchtest, dann lad mich danach einfach auf ein Bier ein und fertig“. In einer Freundschaft sollte es außerdem möglich sein, die Tilgung neu zu verhandeln, wenn finanziell etwas dazwischen kommen sollte und du das Geld einen Monat mal nicht zurückzahlen kannst.
Genau das kann aber auch zum größten Problem bei solchen Privatkrediten werden, denn der Satz „Bei Geld hört die Freundschaft auf“ ist nicht völlig aus der Luft gegriffen. Nicht nur viele Partnerschaften und Ehen zerbrechen aufgrund von Geldstreitigkeiten. Der Streit ums Geld kann auch Freundschaften zwischen besten Freunden zerstören, die vor über dreißig Jahren im Sandkasten geschlossen wurden.
Wahrscheinlich wird dein bester Freund nichtmals daran denken, dir eine Szene zu machen, wenn du unerwarteter weise mit dem Auto in die Werkstatt musst und das Geld dafür benötigst. Wenn so etwas aber ständig vorkommt und er seinem Geld immer hinterherlaufen muss, wird er sicherlich irgendwann mit seiner Geduld am Ende sein. Anders herum ist es ähnlich. Angenommen dein Freund gerät in eine Situation, in der er das geliehene Geld unbedingt schnell zurück haben möchte. Wenn du dir das nicht leisten kannst, ist auch hier ein Streit vorprogrammiert.
Die Vor- und Nachteile betreffen nicht nur gute Freunde, sondern gelten für alle Privatkredite. Eine Ausnahme bilden Privatkredite von Plattformen wie auxmoney, Smava etc. Hier leihst du dir zwar auch Geld von Privatpersonen, jedoch wird alles über die Plattform verwaltet. Es kann bei Vertragsverletzungen natürlich immer noch zu Streitigkeiten und Klagen kommen, aber wenigstens entfällt hier die persönlich-zwischenmenschliche Komponente, da die emotionale Bindung zum Streitgegner fehlt.
Wofür einen Privatkredit aufnehmen?
Du kannst natürlich für jeden Zweck einen Privatkredit aufnehmen, von 50 Euro für ein Essen in einem guten Restaurant mit deinem Partner bis hin zu sechsstelligen Beträgen für den Erwerb eines Eigenheims. Alles was du brauchst ist jemand, der das Geld hat und bereit ist, es dir anzuvertrauen.
Aufgrund der persönlichen Komponente ist bei hohen Summen von einem Privatkredit eher abzuraten. Größere zweckgebundene Summen, beispielsweise für Autokauf oder Hausbau, kannst du dir meist günstig bei der Bank leihen. Spezielle Baufinanzierungskredite beispielsweise gibt es zu günstigen Konditionen, da die Bank das Haus als Sicherheit nehmen kann.
Gleiches gilt für die Autofinanzierung. Solche Finanzierungskredite solltest du wenn möglich über eine Bank regeln. Sollte das nicht möglich sein, beispielsweise aufgrund eines schlechten SCHUFA-Eintrags, kannst du dich immer noch in deinem Bekanntenkreis nach einem oder mehreren kleineren Kreditgebern umschauen.
Kredite ohne für die Bank sinnvollen Verwendungszweck, beispielsweise für den Kauf eines neuen Computers oder eine Urlaubsreise, vergeben Banken meist nur mit relativ hohen Zinssätzen oder wenn du genügend Sicherheiten hinterlegen kannst. In solchen Fällen kann ein Kredit von Privat tatsächlich ein guter Weg sein. Das ist grad bei typischen spontanen Finanzengpässen der Fall.
Beispiel: Du hast eine ganze Weile für einen Urlaub gespart. Du gehst auf Reisen, gibst dabei auch noch Geld aus und bist bei deiner Rückkehr etwas knapp bei Kasse. Daheim stellst du fest, dass deine Waschmaschine einen Defekt erlitten hat und repariert bzw. ausgetauscht werden muss. Das kostet viel Geld und kommt gerade ungelegen, aber es muss schnell erledigt werden.
Am nächsten Tag steigst du nichts ahnend in dein Auto. Nach wenigen Metern hörst du ein Geräusch und musst am Straßenrand anhalten. Der Pannendienst diagnostiziert einen Getriebeschaden. Da du beruflich auf dein Auto angewiesen bist, kann die Reparatur nicht warten. Du brauchst jetzt auf die Schnelle vielleicht mehrere tausend Euro.
In so einem Fall ist es sicher nicht verkehrt im Freundes- und Bekanntenkreis nach einem Kredit bzw. einem zinsfreien Darlehen zu fragen. (Und für kommenden Ereignisse lieber noch etwas mehr anzusparen.)
Privatkredit: Tipps für Schuldner und Gläubiger
Ein Privatkredit unterscheidet sich grundlegend nicht von einem Bankkredit. Jemand gibt dir eine bestimmte Summe Geld und du zahlst es zu einem gewissen Zeitpunkt oder über einen bestimmten Zeitraum hinweg zurück. Der große Unterschied ist, dass private Kredite keiner Regulierung unterliegen. Eine Bonitätsprüfung ist nicht vorgeschrieben und der Gläubiger unterliegt auch keinen Informationsvorschriften. Es ist daher gut, vor der privaten Kreditaufnahme bzw. ‑vergabe zu wissen, was zu beachten ist, um größere Probleme im Anschluss zu vermeiden.
Immer mit Vertrag
Trotz allen Vertrauens sollte ein Kredit von einer Privatperson immer vertraglich geregelt sein. Das gilt zumindest für alle größeren Summen. Wenn du einem Freund 50 Euro leihst, brauchst du sicherlich keinen Kreditvertrag dafür. Abgesehen davon, dass sich im Streitfall weder Anwälte noch Gerichte großartig dafür interessieren dürften.
So etwas wie einen Mindestbetrag, ab welchem man Forderungen einklagen kann, gibt es zwar nicht. Allerdings übersteigen eventuelle Anwalts- und Gerichtsgebühren den Streitwert so schnell, dass es sich in der Praxis einfach nicht lohnt. Außerdem werden Kredite von Privatpersonen juristisch nicht als Verbraucherkredite angesehen, weswegen du dich im Falle eines Rechtsstreits nicht auf die Hilfe des Verbraucherschutzes verlassen kannst.
Ein privater Kreditvertrag ist nicht kompliziert. Auf seitenlange Definitionen und das allgemeine Kleingedruckte kannst du als Privatperson verzichten. Es ist empfehlenswert, den Kreditvertrag so kurz und einfach wie möglich zu gestalten. Auf diese Weise wird alles konkret und übersichtlich festgehalten und du läufst nicht Gefahr, später über nicht ganz korrekt genutzte juristische Fachbegriffe zu stolpern. In einen privaten Kreditvertrag gehören mindestens folgende Angaben:
- Kreditnehmer und Kreditgeber, idealerweise mit Adressdaten
- Kreditsumme
- Laufzeit und Rückzahlungsmodalitäten
- Zinssatz
- Datum der Auszahlung bzw. des Geldeingangs beim Kreditnehmer
- Unterschriften von Kreditgeber und Kreditnehmer samt Ort und Datum
Der Kreditvertrag wird zweimal ausgedruckt. Beide Exemplare müssen von beiden Vertragspartnern unterschrieben werden. Natürlich bekommen beide je ein Exemplar ausgehändigt.
Die Kreditlaufzeit bzw. die Tilgungsfrist ist für beide Seiten wichtig, denn ohne Frist gilt die gesetzliche Kündigungsfrist von drei Monaten. Das kann vor allem bei großen Beträgen zu Schwierigkeiten führen. Beispiel: Du leihst dir 10.000 Euro von einem Bekannten und gibst es aus. Nach vier Monaten fällt deinem Bekannten ein, dass er das Geld selbst dringend braucht und kündigt den Kreditvertrag. Dir bleiben ab diesem Zeitpunkt nur noch exakt drei Monate, um die volle Summe zurückzuzahlen.
Es kann auch nicht schaden, höhere Kreditsummen mit Sicherheiten abzusichern. Der Wert der Sicherheiten sollte zu der Kreditsumme passen. Das kann zum Beispiel dein Auto sein, wenn es in etwa den Wert hat. Solltest du den Kredit nicht zurückzahlen können, würde der Kreditgeber halt dein Auto bekommen.
Einen Mustervertrag für deinen Privatkredit findest du u.a. hier.
Keine Bargeldübergabe
Um euch beide abzusichern, sollten zumindest größere Summen ausschließlich per Überweisung ausgezahlt werden. Im Idealfall wird der Vertrag geschlossen und die Überweisung direkt durchgeführt. Um sie sicher identifizieren zu können, sollte im Verwendungszweck etwas stehen wie „Auszahlung Kreditvertrag vom xx.yy.zz.“. So können später sowohl Schuldner als auch Gläubiger nachweisen, wann und wieviel Geld ausgezahlt wurde.
Bei der Rückzahlung sollte es genauso laufen. Wenn monatliche Raten vereinbart wurden, richtet der Schuldner am besten einen Dauerauftrag mit einem Verwendungszweck wie „Tilgungsrate Kreditvertrag vom xx.yy.zz“ ein. Auf diese Weise ist stets nachvollziehbar, ob die Raten auch bezahlt wurden. Konflikte nach dem Motto „ich warte immer noch auf das Geld von letztem Monat“ können so, anders als bei Barzahlungen, in kürzester Zeit geklärt werden.
Achtung: Steuern und Zinsen bei Privatkrediten
Wenn du privat Geld verleihst ist das auch von steuerrechtlicher Relevanz. Unter Freunden werden häufig zinsfreie Darlehen vergeben. Diese können vom Finanzamt als Schenkung gewertet werden, welche steuerpflichtig ist. In der Regel werden private Darlehen mit einem Zinssatz von bis zu drei Prozent als Schenkung behandelt.
Allgemein musst du als Kreditgeber Zinseinnahmen versteuern. Wie und in welcher Form das zu geschehen hat, hängt von diversen Faktoren ab. So spielen zum Beispiel der Verwandtschaftsgrad und der Verwendungszweck eine Rolle. In der Regel fällt das bei kleinen Krediten nicht ins Gewicht, da du Freibeträge nutzen kannst. Bei größeren und länger laufenden privaten Darlehen kann es aber passieren, dass die Freibeträge überschritten werden und du musst Schenkungs- oder Abgeltungssteuer zahlen. Auf die einzelnen Konstellationen kann an dieser Stelle nicht eingegangen werden.
Um steuerrechtlich auf der sicheren Seite zu sein, solltest du bzw. solltet ihr euch fachlich beraten lassen. Das geht am Besten bei einem Steuerberater. Auch die meisten Verbraucherzentralen bieten eine entsprechende Beratung an. Dort bekommst du die benötigten Informationen auf Grundlage der zu dem Zeitpunkt aktuellen Rechtsprechung.
Arbeitgeberdarlehen
Das Arbeitgeberdarlehen, auch Personaldarlehen oder Arbeitgeberkredit genannt, ist eine besondere Form des Privatkredits. Ganz locker gesagt: Wenn du Geld brauchst, kannst du auch deinen Chef anpumpen. Die Zinsen sind meistens günstiger als bei einem normalen Ratenkredit von einer Bank.
Grundlegend ist es kein Problem, ein Arbeitgeberdarlehen zu beantragen. Arbeitgeber, die Mitarbeitern ein Darlehen gewähren, drücken damit zum einen ihre Wertschätzung aus und zeigen zum anderen, dass sie dem Mitarbeiter vertrauen und ihn langfristig binden möchten.
Einen Rechtsanspruch gibt es aber nicht. Der Arbeitgeber muss dir kein Darlehen geben. Er ist lediglich verpflichtet, alle Mitarbeiter gleich zu behandeln. Wenn der Arbeitgeber Darlehen gewährt, müssen für alle Angestellten die gleichen Bedingungen gelten, und zwar unabhängig von Arbeitszeit, Tätigkeit oder Betriebsangehörigkeit. Auch das bedeutet nicht, dass er dir ein Darlehen geben muss, nur weil ein anderer Mitarbeiter eines bekommen hat.
Arbeitgeberdarlehen sind in den meisten Fällen zweckgebunden. Manche Unternehmen unterhalten zum Beispiel Wohnungserwerbsprogramme für ihre Mitarbeiter und bieten ihnen daher besonders günstige Kredite für den Immobilienerwerb an. Auch externe Weiterbildungsmaßnahmen, für die das Unternehmen nicht aufkommt, können häufig über Arbeitgeberdarlehen finanziert werden. Vielleicht bekommst du auch einen günstigen Kredit für den Autokauf, wenn du mit dem Auto schneller und zuverlässiger zum Arbeitsplatz kommst.
Aber: Es ist dem Arbeitgeber verboten Darlehen mit dem Zweck zu vergeben, Produkte des Unternehmens zu kaufen. Wenn du bei einem Fahrzeughersteller arbeitest, darf er dir demnach kein Darlehen geben, um damit ein Auto des Unternehmens zu finanzieren.
Diese Darlehen müssen nicht zwingend im Sinne der beruflichen Tätigkeit zweckgebunden sein. Wenn du einen Kredit aufnehmen möchtest, weil du beispielsweise vor hast, dein Schlafzimmer neu einzurichten, kannst du deinen Arbeitgeber ruhig fragen, ob und zu welchen Konditionen er dir ein Arbeitgeberdarlehen in Höhe von 5.000 Euro gewähren würde. Fragen kostet nichts und die Chancen stehen sicherlich deutlich besser als wenn du mit deinem Urlaubsantrag ins Chefbüro gehst und etwas sagst wie „hier bitte Chef, mein Antrag. Und ich bräuchte noch ein 5.000-Euro-Darlehen, in der Zeit wollte ich mit den Jungs nach Ibiza“.
Wichtig ist, dass alle getroffenen Vereinbarungen schriftlich festgehalten sind. Das betrifft insbesondere die Kündigungsmodalitäten bzw. die Situation, wenn du das Unternehmen verlässt. Du solltest vermeiden, dass das Darlehen im Falle einer Kündigung ebenfalls gekündigt wird. Es sollte ebenfalls klar geregelt sein, was mit dem Darlehen geschieht, wenn du kündigen solltest und wenn dein Arbeitgeber dich entlassen sollte. Das betrifft auch die Möglichkeit der fristlosen Kündigung.
Privatkredit über Kreditplattformen
Es gibt im Internet zahlreiche Plattformen bzw. Portale, die Kredite an und von Privatpersonen vermitteln. Kreditportale wie auxmoney oder Vaidoo sind gute Anlaufstellen, wenn die Bank dir keinen oder einen nur hochverzinsten Kredit geben würde und du dir kein Geld im Bekanntenkreis leihen kannst oder willst.
Viele dieser Portale bieten einen Kreditrechner, den du ohne Anmeldung benutzen kannst. Damit kannst du sehen, zu welchen Bedingungen du den jeweiligen Kredit bekommen könntest. Um einen Privatkredit aufzunehmen, musst du dich dort registrieren.
Die Vorgehensweisen bei der Kreditvergabe unterscheiden sich von Portal zu Portal. Einige Portale bieten dir die Möglichkeit, dein Projekt vorzustellen. Das heißt du erstellst ein Kreditgesuch und stellst deinen Kreditwunsch vor. Du beschreibst, warum du den Kredit aufnehmen und wofür du das Geld verwenden möchtest. Anhand der Beschreibung können andere Privatpersonen entscheiden, ob sie bereit sind, Geld zur Verfügung zu stellen. Wenn genug Geld zusammenkommt, kannst du den Kredit aufnehmen.
Andere Portale betreiben sogenanntes „Matching“ mit Bonitätsprüfung. Du äußerst deinen Kreditwunsch und ein System berechnet angemessene Konditionen. Anschließend sucht es automatisch nach Kreditgebern, die bereit sind, das Geld zur Verfügung zu stellen. Hier besteht die Chance, auch bei einem schlechten SCHUFA-Score einen Kredit zu bekommen.
Anhand des Score und diverser persönlicher Angaben wird das Ausfallrisiko des Kredits errechnet. Die Kreditgeber können angeben, bis zu welchem Risikolevel sie Geld verleihen wollen. Ein hoher Risikolevel bedeutet also nicht, dass du keinen Kredit bekommen kannst. Auch ein Privatkredit ohne SCHUFA kann so realisiert werden.
Der Vorteil von Online-Kreditplattformen ist nicht nur, dass du auch bei negativer Bonitätsprüfung die Möglichkeit hast, einen Kredit aufzunehmen, sondern auch, dass die Plattform als Vermittler agiert. Als solcher kooperiert sie mit einer Bank, über die der Zahlungsverkehr abgewickelt wird.
Zu den bekanntesten Anbietern von Privatkrediten gehören auxmoney, Smava, Giromatch und CrossLend.